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Erzbischof Zollitsch würdigt Weihbischof Voß, Münster

Zum Tod von Weihbischof Dr. Josef Voß (Münster) dokumentieren wir das Kondolenzschreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, an Bischof Dr. Felix Genn (Münster).

Lieber Mitbruder!

Zum Heimgang des hochgeschätzten Herrn Weihbischof Dr. Josef Voß spreche ich Ihnen mein herzliches Beileid aus. Die Deutsche Bischofskonferenz trauert um einen Bischof, der einen großen Teil seines Wirkens der Aufgabe der kirchlichen Caritas als Ausdruck der Sorge Gottes den Menschen gewidmet hat. Mit seiner Bescheidenheit, seinem Humor und seiner unermüdlichen Einsatzbereitschaft war er den Menschen nahe. Sie schätzten seine hohe persönliche Glaubwürdigkeit in der Verkündigung des Evangeliums. Auch seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern brachte er stets große Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen.

Weihbischof Voß brachte sein caritatives Engagement und seine Erfahrungen als Vorsitzender des Caritasverbandes des Bistum Münster (1973–1988) auch in die Gremien der Deutschen Bischofskonferenz ein: Er war seit 1989 Mitglied der Kommission für gesellschaftliche und sozial-caritative Fragen bzw. der 1990 neu gegründeten Kommission für caritative Fragen, deren Vorsitz er von 1992–1996 innehatte. Die Beratung und Begleitung von schwangeren Frauen in Notlagen war ihm dabei ein besonderes Anliegen. Unter seiner Leitung entstand im Jahr 2000 die neue Rahmenkonzeption katholischer Schwangerschaftsberatungsstellen („Ja zum Leben“).

Untrennbar zum caritativen Wirken der Kirche gehörten für Weihbischof Voß auch der Flüchtlingsschutz und der Einsatz für die Integration von Zuwanderern. Er war eng in die Vorbereitungen zur Gründung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz eingebunden, deren Vorsitzender seit der ersten Sitzung 1996 war. In dieser Eigenschaft war er auch Mitglied im Verwaltungsrat des Katholischen Auslandssekretariats, das die deutschsprachige Seelsorge im Ausland verantwortet. 2006 wurde er aufgrund seiner außerordentlichen Fachkenntnisse in den Päpstlichen Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs berufen.

Sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Gesellschaft hat sich Weihbischof Voß für ein gelingendes Zusammenleben von Einheimischen und Zuwanderern engagiert. Der Satz „Das Gesetz ist für den Menschen da und nicht der Mensch für das Gesetz“ prägte sein Eintreten für einen menschlichen Umgang mit Asylbewerbern und Flüchtlingen. Vertreter von Politik und Verwaltung auf allen Ebenen schätzten ihn als hochkompetenten und vertrauenswürdigen Gesprächspartner. Diese Wertschätzung kam auch durch seine Berufung in die „Unabhängige Kommission Zuwanderung“, der so genannten „Süßmuth-Kommission“, zum Ausdruck (2000/2001). Dort konnte er für die Kirche wesentlich zu einem Perspektivenwechsel in der politischen und gesellschaftlichen Debatte um Migration und Integration beitragen, die in der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes mündete.

Unter der maßgeblichen Beteiligung von Weihbischof Voß entstanden wegweisende Texte, die sowohl die politische und gesellschaftliche Positionierung als auch das pastorale und diakonische Handeln der Kirche prägen: das gemeinsame Wort der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht „...und der Fremdling, der in deinen Toren ist.“ (1997); „Leben in der Illegalität in Deutschland – eine humanitäre und pastorale Herausforderung“ (2001); „Eine Kirche in vielen Sprachen und Völkern“ (2003) und das Wort der deutschen Bischöfe zur Integration von Migranten „Integration fördern – Zusammenleben gestalten“ (2004).

In den letzten Jahren lag ein Anliegen dem Verstorbenen besonders am Herzen: der ethisch verantwortbare Umgang mit Menschen in der Illegalität. 2004 wurde auf seine Initiative das Katholische Forum Leben in der Illegalität gegründet, dessen Vorsitz er, bis an die Grenze seiner physischen Kräfte, zusätzlich zu seinen anderen Aufgaben übernahm. In den letzten Wochen und Monaten durften wir dankbar zur Kenntnis nehmen, dass dieser Einsatz Früchte trägt und die Lebenssituation der Betroffenen, etwa im Bereich der Gesundheitsversorgung, sich wesentlich verbessert.

Im Gebet und in der Feier der Auferstehung gedenken wir eines geliebten Mitbruders, der sich aus dem Geist des Evangeliums Christi den Menschen in Not besonders verpflichtet wusste und der täglich aus der Kraft der Eucharistie gelebt hat.

In stiller Anteilnahme

Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof