| Aktuelle Meldung | Nr. 007

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch spricht Wort zum Sonntag in SWR2

KNA-Bild, Bonn
Gottesdienst am 13. Mai 2010 in der Herz Jesu Kirche, München. In der Mitte steht die Osterkerze. © KNA-Bild

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, hat am Ostersonntag, den 24. April 2011, um 7.55 Uhr in SWR2 (Hörfunk) das Wort zum Sonntag gesprochen. Hier können Sie den Wortlaut nachlesen:


Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer! Ich wünsche Ihnen allen frohe und gesegnete Ostern!

Ostern ist ein Fest des Morgens, der Morgensonne, des Erwachens nach langer Trauer. „In der Morgendämmerung“, heißt es im Osterevangelium, „kamen die Frauen, um nach dem Grab zu sehen.“ Sie wollen den Leichnam Jesu salben. Aber sie finden das Grab leer. Der Leichnam ihres Meisters, den sie dort bestattet hatten, ist nicht mehr da. Ein Engel tritt zu ihnen und sagt: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden“ (Mt 28,5f).

Eine geradezu unglaubliche Botschaft! Eine Nachricht, die man beim ersten Hören noch nicht fassen kann. Eine Zusage, die alles auf den Kopf stellt.

Die Frauen erfahren: Die Nacht der Trauer hat ein Ende! Wie die Sonnenstrahlen die Nacht vertreiben, so vertreibt die Botschaft „Er ist auferstanden“ ihren Kummer. Nach Tagen der Trauer und der Unsicherheit erfahren sie: Ein neuer Morgen der Hoffnung bricht an! Das Leben hat über den Tod gesiegt!

Die Erfahrung des Ostermorgens war damals unfassbar, und sie ist es heute. Eine Weise, um etwas von dem zu spüren und zu begreifen, was an Ostern geschehen ist, sind unsere österlichen Bräuche und Riten. Unter ihnen ganz besonders die Liturgie der Osternacht. Vor allem das Symbol des Lichtes lässt uns den neuen Anfang spüren. Da entfachen wir vor der Kirche ein Osterfeuer und entzünden daran eine große, geschmückte Osterkerze, mit den Worten: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen“. Der Diakon oder auch Priester trägt die Kerze in die dunkle Kirche und singt dazu drei Mal feierlich: „Christus, das Licht“, worauf die Gemeinde antwortet: „Dank sei Gott“. Die Menschen in der Kirche haben Kerzen mitgebracht. Die ersten entzünden sie direkt an der Osterkerze. Und dann geben sie einander das Licht von Kerze zu Kerze weiter. So hat schließlich jeder eine brennende Kerze, und in der Kirche ist es hell.

Jesus Christus ist Licht in unserm Dunkel, soll das sagen. Von ihm her fällt Licht in das Leben jedes Menschen, von ihm empfängt die menschliche Gemeinschaft Licht. Die Osterkerze trägt Symbole, die das noch anschaulicher machen: es ist ein Kreuz auf ihr und in diesem Kreuz sind fünf Weihrauchkörner, die an die Wunden Jesu erinnern. Das heißt: dieses neue Licht erstrahlt aus Tod und Schmerzen. Ein Hoffnungsbild, bei dem das Leiden gerade nicht vergessen ist. Wir finden auf der Kerze Alpha und Omega, den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Sie stehen für alles, was sich durch dieses Alphabet fassen lässt: für die ganze Wirklichkeit, Zeit und Ewigkeit, Anfang und Ende.

Wie einen anderen Pol dazu trägt die Kerze schließlich die Jahreszahl: 2011 – dieses Jahr, unsere Gegenwart. Ostern ist Gegenwart: Wir Menschen in diesem Jahr, in dieser Zeit, leben mit dem Licht des auferstandenen Christus.

Ostern ist nicht abgehoben, ist kein Geschehen in einer Sonderwelt. Das machen diese Riten deutlich. Und deshalb darf ich an diesem Ostermorgen hoffen für unsere Welt im Jahr 2011. Das fällt nicht leicht, denn es gibt so tiefe Dunkelheit, an zahlreichen Orten der Welt, im Leben vieler Menschen. Darüber reden die Osterfreude und die Osterhoffnung nicht hinweg. Und wir Christen wollen und dürfen sie auch nicht verschweigen. Auch um dieser Osterhoffnung willen ist es mir wichtig, dass der christliche Glaube ein Gesprächsthema ist und bleibt in unserer Gesellschaft; dass er gefeiert wird wie jetzt an Ostern; dass Kinder diesen Glauben kennenlernen und Menschen in allen Lebensphasen daraus Trost und Wegweisung bekommen.

Und das ist nicht nur ein inneres Geschehen. Dazu gehört Einsatz für Menschen, bei denen es dunkel ist im Herzen oder gar Nacht in ihrem Leben. Dazu gehören persönliche Unterstützung, organisierte Hilfe, politische und soziale Verantwortung. Auf diese Weise wird das Licht der Osterkerze, das Licht Jesu Christi von einem zum andern weitergegeben. Auf diese Weise wird es heller und wärmer in unserem Leben und Zusammenleben.