| Pressemeldung | Nr. 108

Jahrestagung Weltkirche und Mission zum Umgang mit kolonialem Erbe

Bischof Meier: Die Wunden der Geschichte angehen

Heute (19. Juni 2024) ist die Jahrestagung Weltkirche und Mission in Würzburg zu Ende gegangen. Seit Montag, 17. Juni 2024, widmete sie sich unter dem Titel „Gestörte Beziehungen. Kirche und Gesellschaft im Umgang mit dem kolonialen Erbe“ den Herausforderungen, die aus den Folgen des Kolonialismus erwachsen. Der Kolonialismus und in besonderer Weise der transatlantische Sklavenhandel wirken bis zur Gegenwart fort und beschädigen die gesellschaftlichen sowie internationalen Beziehungen erheblich.

Die Jahrestagung wurde von der Konferenz Weltkirche organisiert. Sie versammelt die wichtigsten weltkirchlichen Akteure der katholischen Kirche in Deutschland, darunter internationale kirchliche Hilfswerke, Missionsorden und Bistümer. Unter der Leitung von Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Herausforderungen und insbesondere die Aufgaben der Kirche beim Umgang mit dem kolonialen Erbe.

Bischof Meier hob in seiner Predigt im Gottesdienst hervor: „Auch die Kirche ist durch ihre Verstrickung in den Kolonialismus tief gezeichnet und verletzt. Nicht umsonst hat Papst Johannes Paul II. in seinem Schuldbekenntnis im Jahr 2000 auch den Kolonialismus angesprochen. In unserer weltkirchlichen Gemeinschaft sind diese Schuld und ihre Folgen immer wieder spürbar. Aber der gemeinsame Horizont des Glaubens stärkt uns, die Wunden der Geschichte anzugehen, und somit der Welt ein ermutigendes Zeugnis zu geben, dass die Gewalt nicht das letzte Wort haben wird.“ In den Diskussionen fügte Bischof Meier hinzu: „Kolonialismus, Postkolonialismus, Dekolonialisierung, Rückgabe von ‚Artefakten‘, Aufarbeitung gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung sind einige der Stichworte, die in den vergangenen Jahren rasant an Bedeutung gewonnen haben. Die Prägungen aus der Zeit des Kolonialismus wirken bis heute fort. Das gilt auch für die Kirche. Der Zusammenhang von Mission und Kolonialismus ist ernst. Nicht selten sind in unseren weltkirchlichen Begegnungen die toxischen Spuren der Geschichte spürbar. Wir sind daher gut beraten, uns dieser Fragen anzunehmen und miteinander unserer Verstrickung als auch Verantwortung nachzuspüren.“ Auch Bischof Dr. Joseph Ndi-Okalla aus Balmayo (Kamerun) betonte, wie wichtig der weltkirchliche Austausch und die selbstkritische Reflexion der kirchlichen Arbeit seien. Er plädierte für einen differenzierten Blick auf die Missionsgeschichte.

Dr. Jörg Lüer, Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax, erinnerte daran, wie wichtig es sei, die historischen Prägungen der Beziehungen ernst zu nehmen. Die Folgen des Kolonialismus seien oftmals der sogenannte „Elefant im Raum“, den man nur gemeinsam bändigen könne. Das schließe die Bereitschaft zur Rückgabe von angeeignetem Kulturgut sowie zur Anerkennung der Verbrechen in der Kolonialzeit mit ein.

Im Gespräch über den Umgang mit den missionsgeschichtlichen Sammlungen, das Jun.-Prof. Dr. Julia Binter (Universität Bonn), Pater Dr. Markus Luber SJ (Institut für Weltkirche und Mission, Frankfurt am Main) und Bruder Bakanja Mkenda OSB (Dar es Salaam, Tansania) führten, wurden die Schwierigkeiten und Potenziale postkolonialer Auseinandersetzungen konkretisiert. Die Auseinandersetzung mit den Folgen von Sklavenhandel und Sklaverei, in die Alexander Scott (The Transatlantic Slavery and Legacies in Museums Forum, Liverpool) einführte, machte deutlich, dass man es mit einem Menschheitsthema zu tun habe, das in Deutschland noch keineswegs in seinen Ausmaßen erfasst sei.

In der abschließenden Diskussion, an der unter anderem Karin Kortmann (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – GIZ, Bonn) und Prof. Dr. Michelle Becka (Universität Würzburg) teilnahmen, war man sich einig, dass die Kirche sowohl ihre eigene Verstrickung aufarbeiten, als auch ein Beispiel der konstruktiven Auseinandersetzung geben müsse. Dem Gefühl der Entmutigung angesichts der Größe der Aufgabe sollte man konkrete Erfahrungen und Vorhaben eines angemessenen Umgangs mit dem kolonialen Erbe entgegensetzen. Nur so würden die Gewalt und ihre Folgen am Ende nicht das letzte Wort haben.
 

Hintergrund

Veranstalter der Jahrestagung Weltkirche und Mission ist die Konferenz Weltkirche, in der die Deutsche Bischofskonferenz, die deutschen (Erz-)Bistümer, die Hilfswerke, die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK), die katholischen Verbände, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und andere weltkirchlich tätige Einrichtungen zusammenarbeiten.
 

Hinweise:

Die Predigt von Bischof Dr. Bertram Meier ist untenstehend als PDF-Datei verfügbar. Dort und unter www.weltkirche.de finden Sie auch das Programm der Tagung.

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