| Aktuelle Meldung | Nr. 006

Grußwort von Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, beim Empfang der Konrad-Adenauer-Stiftung anlässlich des 103. Deutschen Katholikentages in Erfurt

Sehr geehrter Herr Professor Lammert,
sehr geehrte Frau Dr. Stetter-Karp,
sehr geehrter Herr Merz,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

schön, dass es wieder so weit ist. Nach Stuttgart also Erfurt. Wir haben gerade eine eindrucksvolle Eröffnung erlebt, die uns bei allem Krisenhaften unserer Tage zeigt: Es gibt positive Impulse von der Kirche in die Gesellschaft. Und es gibt vor allem Impulse, dass wir als Kirche Gesellschaft mittragen wollen. Das zeigt auch Ihre Anwesenheit heute Abend und in den nächsten Tagen. Danke, dass Sie mitwirken auf dem Katholikentag, bei Podien, an Ständen, als Helferinnen und Helfer, als Medienvertreterinnen und -vertreter. Gut, dass wir so ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Damit das auch schnell möglich ist, fasse ich mich kurz.

„Zukunft hat der Mensch des Friedens“ – was für ein hochaktuelles Motto des Katholikentags in einer – wie es scheint – friedlosen Welt. Gerade das erst vor wenigen Tagen begangene Jubiläum von 75 Jahren Grundgesetz war ja ein eindrucksvolles Beispiel, wie wichtig unser Einsatz für Frieden und Demokratie ist. Dass die Kirchen dabei als zivilgesellschaftliche Stimme beim Staatsakt und beim Bürgerfest in Berlin gefragt waren, zeigt, dass wir einen Platz in der Gesellschaft haben. Und diesen Platz müssen wir ernst nehmen.

Wenn wir heute an die Zukunft denken, schlagen uns vielfach düstere Szenarien entgegen: die drohende Klimakatastrophe, Sorgen vor entgrenzter Künstlicher Intelligenz und vor Konflikten um Ressourcen sind nur drei Beispiele. Das Wort aus Psalm 37 macht klar, dass Gott eine Zukunft für uns Menschen verspricht und dass sich diese Zukunft vor allem auf „Menschen des Friedens“ stützt. Das fordert von uns, zu handeln, zu gestalten und – ganz wie das Grundgesetz – die unantastbare Würde des Menschen in die Mitte zu stellen.

Politisches Engagement aus christlicher Überzeugung heißt, sich für Frieden einzusetzen. Wir dürfen den weltweiten Kriegen und Konflikten nicht teilnahmslos begegnen. Seit über zwei Jahren tobt ein Krieg in Europa, der nicht nur die Ukraine bedroht, sondern der viele Gewissheiten ins Wanken bringt. Die freiheitliche Demokratie ist in Deutschland im Grundgesetz festgeschrieben und ist eine Antwort auf die Erfahrung des ruchlosen Krieges, den die Nationalsozialisten mit all ihren furchtbaren Verbrechen über Europa und die Welt gebracht haben. „So etwas“, haben sich die Mütter und Väter des Grundgesetzes gesagt, „darf sich nicht wiederholen!“.

Unser demokratisches Gemeinwesen wird genauso von innen angegriffen, vor allem von denen, die sich den Frieden auf die Fahnen schreiben und die ein fehlgeleitetes Verständnis von Freiheit propagieren. Frieden und Freiheit müssen aber Hand in Hand gehen – ansonsten sind beide unvollständig. Als Bischöfe haben wir deutliche Worte gefunden und vehement jenen Stimmen widersprochen, die unsere freiheitliche Demokratie angreifen und missbrauchen, und werden wir die Stimme auch weiter erheben. Deshalb wiederhole ich hier in aller Klarheit: Für völkischen Nationalismus darf es in diesem Land keinen Platz geben. Dieses Zeichen muss auch vom Katholikentag in Erfurt ausgehen.

Wenn wir also „Menschen des Friedens“ sein wollen, sollten wir bedenken: Der Friede liegt zunächst bei uns selbst. Wir tragen ihn durch Nächstenliebe und Respekt zu anderen. Wir sichern ihn durch eine demokratische Überzeugung, gespeist aus unserem Glauben. Das ist doch ein Pfund, mit dem man wuchern kann! Das sollte unser Auftrag sein und unser Zeugnis in dieser Welt. Als Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, als Christinnen und Christen. Nehmen wir diese Verantwortung wahr und zeigen wir, dass die Demokratie Zukunft hat in einer Welt von Frieden und Gerechtigkeit. Dafür steht auch dieser Katholikentag.

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