| Pressemeldung | Nr. 170

Bischof Meier zum Welttag der Armen 2022

„Neu über unser Leben, unseren Glauben und die Liebe zu den Armen nachdenken“

Der Welttag der Armen, den Papst Franziskus erstmals 2017 für die katholische Kirche ausgerufen hat, wird in diesem Jahr am 13. November begangen. Die Botschaft von Papst Franziskus dazu erinnert an die Solidarität unter den ersten Christen und stellt diese in den Kontext der weltweiten Armut heute. Anlässlich des Welttags der Armen erklärt der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg):

„Viele erleben die vergangenen Jahre und Monate als Krisenzeit: Die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Krieg gegen die Ukraine – gleich mehrere Krisen bedrohen und bedrücken uns. Noch ist nicht abzusehen, wie viele weitere Opfer diese Krisen fordern werden, aber es werden nicht wenige sein. So zeichnet die in diesen Tagen stattfindende UN-Klimakonferenz in Ägypten ein dramatisches Bild der Konsequenzen des Klimawandels, die insbesondere arme Menschen und Länder treffen werden.

Angesichts solcher gewaltigen Krisen will der Welttag der Armen ‚eine gesunde Provokation‘ sein, ‚um uns zu helfen, über unsere Lebensweise und die vielen Formen der Armut der Gegenwart nachzudenken‘, so Papst Franziskus in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag. Der Papst erinnert an die Solidarität unter den ersten Christen und führt beispielhaft die Sammlungen in Korinth für die Gemeinde in Jerusalem an, für die sich der Apostel Paulus stark gemacht hat. Paulus begründet die Solidarität über den eigenen lokalen Kontext hinweg theologisch, indem er auf Christus verweist: ‚Jesus Christus wurde euretwegen arm‘, schreibt er den Korinthern (vgl. 2 Kor 8,9). Dieses Zitat stellt Papst Franziskus über seine Botschaft und interpretiert es in unsere Zeit hinein. Wie Paulus die Korinther, will auch Franziskus uns nicht einfach zu einer größeren Solidarität nötigen; vielmehr weisen beide auf den sinnstiftenden und bereichernden Gemeinschaftssinn hin, der der christlichen Solidarität zugrunde liegt.

Dabei unterstreicht Franziskus die praktische Seite der Solidarität: ‚Angesichts der Armen nützen keine großen Worte, sondern man krempelt die Ärmel hoch und setzt den Glauben durch das persönliche Engagement in die Praxis um, welches nicht an andere delegiert werden kann.‘ Eine solche Solidarität hat eine existenzielle Tiefe, auch das stellt Papst Franziskus klar: ‚Wir sind nicht auf dieser Welt, um zu überleben, sondern damit allen ein würdiges und glückliches Leben ermöglicht wird.‘

In Deutschland erhalten rund zwei Millionen Hilfsbedürftige Lebensmittelunterstützung durch die Tafeln, die in vielen Orten sowohl große Unterstützung als auch große Nachfrage erfahren. Letztere ist seit Jahresbeginn um 50 Prozent angestiegen. Es gibt wohl kaum ein auffälligeres Indiz dafür, wie sehr uns Arme nahe sind, auch wenn wir uns vielleicht in anderen Milieus bewegen.

Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche war ich zuletzt in der Ukraine und in mehreren Nachbarländern der Ukraine, wo ich viel über die Situation der ukrainischen Flüchtlinge erfahren habe. Viele betrauern den Tod von Angehörigen und Freunden und haben alles verloren, was man ‚Hab und Gut‘ nennt. Andere berichteten mir von der großen Hilfsbereitschaft, die sie auf der Flucht erfahren haben und bis heute erfahren.

Die Flucht vor Kriegen und aus der bitteren Not kennen wir auch aus den Ländern des Globalen Südens, etwa aus der Sahel-Zone oder aus Mittelamerika. Auch hier sind wir als Christen nah dran an den Armen – weil wir um ihre Not wissen und weil sie unsere Hilfe brauchen, die wir ihnen gewähren können.

Ob es um Arme in Deutschland, in Europa oder weltweit geht, ist für uns Christen also nicht so relevant. Längst haben wir die Möglichkeiten, uns auch den Fernen als Nächste zu erweisen. So führen uns die Armen zu dem, was im Leben wirklich zählt und was uns niemand nehmen kann: zur wahren und unentgeltlichen Liebe, die in praktischer Solidarität greifbar wird. Dies dürfen wir bei allen Diskussionen über unseren Glauben und über die Kirche, wie wir sie in den synodalen Prozessen gerade führen, nicht vergessen.

Lassen Sie uns zum Welttag der Armen also neu über unser Leben, unseren Glauben und die Liebe zu den Armen nachdenken. Die Botschaft von Papst Franziskus bietet dazu reichlich Impulse. Wir werden dann vielleicht erleben, dass uns die großen Krisen unserer Zeit zum Wesentlichen führen können: zur Liebe Gottes zu uns und besonders zu den Armen.“
 

Hinweis:

Die Botschaft von Papst Franziskus ist unter Papstbotschaften verfügbar.

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